Professor Alexander Bartelt erforscht, welche Rolle gesunde Fettzellen für den Stoffwechsel spielen, und was passiert, wenn sie aggressiv werden. Jetzt erhält er den Forschungspreis der Deutschen Adipositas-Gesellschaft.
Alexander Bartelt ist Professor für kardiovaskulären Stoffwechsel am Institut für Epidemiologie und Prophylaxe der Kreislaufkrankheiten der LMU. Er erforscht, wie Fettzellen wachsen, wieder schrumpfen und dabei „glücklich“ bleiben. Während eines Forschungsaufenthalts in den USA machte er eine interessante Entdeckung: Ein bis dahin unbekannter Mechanismus sorgt dafür, dass sich Fettzellen ständig von innen regenerieren, was Entzündungen und Fehlfunktionen vorbeugt. Stoffwechselexperte Bartelt verspricht sich von der schützenden Wirkung neue Therapieansätze für das sogenannte metabolische Syndrom: Bei der Wohlstandskrankheit treten Risikofaktoren wie Übergewicht, Bluthochdruck und hohe Blutzucker- und Blutfettwerte gemeinsam auf und gefährden Herz und Gefäße.
„Stoffwechselforschung ist ein hochaktuelles und sehr wichtiges Thema, denn in unserer Gesellschaft gibt es immer mehr Menschen mit Übergewicht. Während der bewegungsarmen Monate der Pandemie haben die Deutschen sogar noch mal deutlich an Gewicht zugelegt“, so Bartelt. In seiner Forschung hat er den Fokus auf den Genschalter Nfe2l1 gelegt: „Nfe2l1 steuert den Abbau von Proteinmüll. Er ist offenbar ein Schlüsselfaktor, wenn es darum geht, die Abfallprodukte des Stoffwechsels zu recyceln und so zu verhindern, dass Zellen gestresst sind – sei es in Muskelzellen, in Zellen des braunen Fettgewebes oder im Herzen“, erklärt der Forscher.
Seit 2018 leitet Bartelt eine Nachwuchsgruppe, die zur Stressbewältigung im Herzen forscht und vom Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) gefördert wird. Der Biochemiker und Molekularbiologe sucht nach Schlüsselmechanismen im menschlichen Stoffwechsel, um Krankheiten wie Fettleibigkeit, Diabetes und Atherosklerose besser behandeln zu können. Ein gestörter Stoffwechsel steht außerdem oft am Anfang von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Die Deutsche Adipositas-Gesellschaft (DAG) e.V. verleiht jedes Jahr auf ihrer Jahrestagung einen Forschungspreis für hervorragende wissenschaftliche Arbeiten im Bereich der Adipositas-Forschung. Sie will damit jüngere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für deren herausragende wissenschaftliche Leistungen im deutschsprachigen Raum auszeichnen. Als Beurteilungskriterien werden die bisherigen wissenschaftlichen Arbeiten auf dem Gebiet der Adipositas-Forschung sowie der wissenschaftliche Werdegang des Bewerbers bzw. der Bewerberin herangezogen. Der Preis ist mit 2.500 Euro dotiert. Alexander Bartelts Arbeiten werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, vom DZHK und vom Europäischen Forschungsrat (ERC) gefördert. Für seine Forschung wurde er vielfach national und international ausgezeichnet. 2020 veröffentlichte er ein populärwissenschaftliches Buch mit dem Titel „Der Fettversteher“, das es in die Spiegel-Bestsellerliste schaffte.